- Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation: Niedergang und Auflösung
- Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation: Niedergang und AuflösungIn den Friedensschlüssen von Campoformio und Lunéville hatte auch Österreich, wie bereits Preußen im Sonderfrieden von Basel, auf alle linksrheinischen Territorien verzichtet und den Rhein als natürliche Grenze Frankreichs anerkannt. Dabei war vereinbart worden, die deutschen Fürsten für ihre linksrheinischen Verzichte im Reich zu entschädigen.1803 nahm eine außerordentliche Reichsdeputation diese Entschädigung vor (Reichsdeputationshauptschluss), indem die Hoheitsrechte der geistlichen Fürstentümer und des Reichskirchengutes aufgehoben und die so frei gewordenen Territorien den zu entschädigenden weltlichen Fürsten zugewiesen, also säkularisiert wurden. Mit dieser grundlegenden Neuordnung des Deutschen Reiches, für die Napoleon bereits 1802 mit dem Zaren Übereinstimmung erzielt hatte, sollte eine Gruppe von Mittelstaaten gestärkt werden, die fortan als »Drittes Deutschland« und Parteigänger Frankreichs ein Gegengewicht zu den Großmächten Österreich und Preußen darstellen sollten.Nach dem Frieden von Preßburg wurden die mit Frankreich verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg und Baden mit Landgewinnen belohnt, Bayern und Württemberg zu Königreichen, Baden zum Großherzogtum erhoben. Diese und 13 weitere Reichsfürstentümer schlossen sich am 12. Juli 1806 mit Napoleon als Protektor im Rheinbund zusammen. In einer zweiten Gebietsreform konnten diese Fürsten durch Mediatisierung zahlreicher Ländereien aus dem Besitz der Reichsritterschaft und der meisten Reichsstädte ihre Territorien erheblich vergrößern; zahlreiche Fürsten erhielten Standeserhöhungen.Am 1. August 1806 erklärten die Rheinbundstaaten ihren Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Unter dem Druck Napoleons, der dem Reich gewissermaßen die völkerrechtliche Anerkennung entzog, legte Kaiser Franz II. am 6. August die Römische Kaiserwürde nieder und erklärte das Heilige Römische Reich für aufgelöst. Bereits 1804 hatte er - als Franz I. - das alle Erblande zusammenfassende Kaisertum Österreich proklamiert. Bis 1808 traten zahlreiche weitere Staaten dem Rheinbund bei, wie das zum Königreich erhobene Sachsen und das von Napoleon neu gegründete Königreich Westfalen.
Universal-Lexikon. 2012.